Köln ist Deutscher Meister VON LARS RICHTER, 07.06.06, 08:24h, AKTUALISIERT 07.06.06, 09:39h
RheinEnergie Köln - Alba Berlin http://[img]http://www.ksta.de/ks/images/mdsBild/1143815618700l.jpg[/img]Die Kölner Glen McGowan (r) und Aleksander Nadjfeji feiern den Sieg über Berlin.
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Köln - Die eigenwillige Macht des Schicksals hat es mit den Basketball-Profis von RheinEnergie Köln bei ihren Playoff-Abenteuern des Frühjahrs 2006 ja ziemlich gut gemeint. Sowohl im fünften Halbfinale gegen Bamberg als auch im dritten Endspiel gegen Alba Berlin gewann die Mannschaft von Trainer Sasa Obradovic, 37, eine verloren geglaubte Partie durch einen Dreier in letzter Sekunde und erbrachte damit eindrucksvoll den Beweis ihres ausgeprägten Kampfgeistes. Vermutlich haben die Herren diese Szenen gestern Abend noch einmal für einige Sekunden Revue passieren lassen, kurz bevor Kapitän Aleksandar Nadjfeji unter dem Jubel der 3200 Zuschauer in der ausverkauften Halle am Girlitzweg die Insignien des Triumphes entgegennahm. Es war genau 22.07 Uhr, als BBL-Geschäftsführer Jan Pommer dem Flügelspieler den Meisterschild und die Goldmedaillen überreichte.
Was im September 2005 noch als Traum galt, ist seit gestern Abend Realität: RheinEnergie Köln ist deutscher Basketball-Meister. Der furchtlose Außenseiter gewann das vierte Playoff-Endspiel gegen Alba Berlin mit 85:74 (45:32) und setzte sich in der Serie „best of five“ mit 3:1 durch. Nach den Pokalsiegen 2004 und 2005 ist dies der dritte Titel der Klubgeschichte, die erste Meisterschaft aber wird als der bedeutendste Triumph Zugang zu den Annalen finden. Immerhin sind 18 Jahre vergangen, seit der BSC Saturn als letztes Kölner Basketball-Team eine Meisterschaft feierte.
Nachdem Immanuel McElroy den Kontrahenten am Sonntag mit seinem Distanzwurf zum 82:80 in einen kollektiven Schock versetzt hatte, schien sich Alba auch in der Anfangsphase des gestrigen Matches noch nicht richtig von diesem traumatischen Erlebnis erholt zu haben. Die Auswahl von Trainer Henrik Rödl, 37, agierte konfus in der Offensive und war weit von einer aggressiven Verteidigung entfernt. Die Gastgeber vermochten dies zu nutzen, sie traten mit dem geballten Selbstvertrauen eines Teams auf, das in den vergangenen Wochen Großes geleistet hat. Nach drei Minuten stand es 10:2.
Berlin bemühte sich, über seinen flinken Guard Hollis Price Akzente zu setzen, das jedoch gelang nur selten, weil Obradovic seinen besten Verteidiger mit der Bewachung des gegnerischen Leistungsträgers beauftragte: Immanuel McElroy. Weitaus größere Probleme bereitete Köln unter dem Korb Sharrod Ford, der Amerikaner erzielte 25 Punkte und sammelte fünf Rebounds.
Weil RheinEnergie aber insgesamt gut verteidigte und immer wieder von der Dreierlinie reüssierte (50 Prozent), sagte Sportdirektor Stephan Baeck: „Wir sind sehr zufrieden mit unserer Intensität und unserem Selbstvertrauen. Wenn wir so weiterspielen, haben wir gute Chancen auf den Titel.“ Beim Pausenstand von 45:32 war diese Aussage keineswegs verwegen.
Weil die Profis von Sasa Obradovic aber aus ihren eigenen erfolgreichen Aufholjagden wissen, dass komfortable Vorsprünge ein schnell vergänglicher Luxus sein können, ließen sie die Intensität auch nach dem Seitenwechsel nicht sinken. Im Gegenteil. Sie erweiterten ihren Vorsprung dank eines attraktiven Kombinationsspiels auf 63:47 (29.), und die Lautstärke in der Halle kündete von ersten Vorbereitungen auf ausgelassene Feierlichkeiten. Doch es war zu früh. Alba kam zurück, und zweieinhalb Minuten vor Schluss blinkte von der Anzeigetafel ein 73:71. Im Thriller der Endphase aber behielt Köln die Nerven, Titus Ivory erzwang mit einem Dreier zum 78:71 die Entscheidung. Der Rest war grenzenloser Jubel. Jubel eines würdigen Champions.
RheinEnergie Köln: Milovic, Jordan (9), Nadjfeji (9), Talts (6), Gortat (12), McGowan (17), McElroy (13), Sljivancanin (3), Grünheid (5), Ivory (11). - Alba Berlin: Lollis (4), Mazeika, Greene (9), Canak (7), Price (15), Penberthy (5), Whitehead (7), Ford (25), Arigbabu (2). - Zuschauer: 3200.