OBRADOVIC IM INTERVIEW Sasa legt den Schalter um Express, 26.4.06, MARKUS KRÜCKEN
Sasa Obradovic an der Kaffemaschine in der eigenen Küche.
Im Training hat er den Schalter schon längst umgelegt.
Foto: Herbert Bucco
Köln – Sasa Obradovic (37) war ein paar Tage allein zu Haus. Ehefrau Sladjana und die Kinder besuchten in der Heimat Belgrad die Verwandtschaft.
Er sortierte daheim die Fernbedienungen am Couchtisch, saugte, kochte Maschinenkaffee, ging beim Edelitaliener auf der Dürener Straße Calamaris speisen.
Und legte den Schalter im Training um. Playoff-Zeit ist angesagt. Ab Sonntag (15 Uhr, Energy Dome gegen Ludwigsburg) geht es rund.
Fliegen Sie wie in den letzten Jahren auch gegen Ludwigsburg im Viertelfinale raus?
Obradovic: Wenn alles normal läuft, kommen wir weiter. Aber die Playoffs sind ein ganz anderer Wettbewerb als die Liga. Kleine Dinge können alles umschmeißen. Wenige Minuten, in denen du schleifen lässt, können die Arbeit eines ganzen Jahres zerstören. Das predige ich der Truppe jetzt in jedem Training.
Am nächsten Sonntag startet die Serie mit einem Heimspiel. Extra-Druck?
Obradovic: Ganz klar: Das gefährlichste Spiel ist das erste. Selbst wenn du es gewinnst, ist das nicht das Ende der Serie. Denken Sie an letztes Jahr. Zweimal leicht gegen Gießen zu Hause gewonnen, aber auch auswärts verloren. Und dann? Im letzten Spiel heißt es 50:50, dann hängt es von Details ab. Das will ich vermeiden – mit 100prozentiger Arbeit.
Warum backen Sie so kleine Brötchen, ist Ludwigsburg so stark?
Obradovic: Das ist eine echt gute, junge Mannschaft. Und Justin Love ist nach seiner Verletzung jetzt wieder in Topform.
Die großen Favoriten ALBA und Bamberg plagt das Verletzungspech. Gut für Sie?
Obradovic: Scheiße passiert eben. Und zu Mike Penberthy (Leisten-OP, d. Red.), der ist nicht so ein großer Verlust. Meinen Spielern sagte ich immer: Greift diesen Typen an. ALBA hatte Probleme wegen Penberthys mieser Abwehrarbeit. Da hat Bamberg mit Mallet (Kreuzbandriss, d. Red.) einen größeren Verlust. Dirk Bauermann weiß schon, wie er darauf reagieren wird. Er hat das Renommee in der Liga. Jeder respektiert, was er für den deutschen Basketball tut – und die Schiris auch…
Ihr Klub hat weniger Kohle als ALBA oder Bamberg. Macht die Breite des Kaders am Ende den Unterschied?
Obradovic: Geld garantiert im Sport keinen Erfolg. Gucken Sie sich Real Madrid im Fußball an. Spieler wie Grünheid, Slivo, Talts und Strasser, die kommen, die entwickeln sich. Bei einem Klub wie Real würden Sie kaum spielen.